Sehr oft werden wir gefragt:
„Was kommt denn eigentlich nach der Generation Z? Fängt alles wieder von vorne an?“
Tatsächlich, die Folge-Generation trägt den Titel Generation Alpha. Sie umfasst alle zwischen 2011 und 2025 Geborenen. Ein Teil dieser Generation ist eigentlich noch nicht auf der Welt und schon liegt das Forschungsinteresse auf dieser Kohorte.
Für die Generation Alpha werden digitale Dienstleistungen den Alltag bestimmen. Festnetztelefon oder Fernseher besitzen einige Familien schon längst nicht mehr, dafür ein schnelles Wifi und smarte Geräte, die ihnen den Alltag erleichtern. Die heutigen Kinder der Generation Alpha erleben das als Selbstverständlichkeit. Die Generation Alpha wird deutlich stärker und selbstverständlicher digital vernetzt sein, als es die Generation Z heute ist. Weltweit verbringen Vorschulkinder heute schon um die 15 Stunden pro Woche mit digitalen Geräten – das ist die Generation Alpha.
Wodurch werden die Wertvorstellungen dieser jungen Menschen geprägt?
Durch smartes Spielzeug zum Beispiel.
Oder dadurch, dass sie zukünftig Spielzeug mit dem 3D-Drucker selbst herstellen. Wenn Kinder der Generation Alpha versuchen, durch Wischen über die Scheibe eines Fernsehers das Programm zu wechseln, zeigt uns das: Die Welt, in der man mit Fernbedienungen Geräte bedient, ist für diese Generation nicht mehr bekannt. Für sie sind Fernbedienungen altmodisch. In der Regel lernen sie auf Touchscreen-Bildschirmen zu scrollen, bevor sie sprechen können. Die ganzen technischen Errungenschaften, die ältere Generationen in langsamen Entwicklungsstadien kennengelernt haben, sind für die Generation Alpha bereits da.
Was wird für diese Generation selbstverständlich sein? Spracherkennung im Auto oder beim Smartphone, Routenberechnung im Navigationsgerät – das ist nichts Neues mehr. Was dahinter steckt, wird sich jedoch rasant weiterentwickeln. Künstliche Intelligenz als Technologie wird für die Generation Alpha selbstverständlich in den Alltag integriert sein. Zukünftig werden viele Jobs mit repetitiven und simplen Aufgaben automatisiert werden. Aber auch viele Berufsbilder, für die bislang nur Hochqualifizierte in Frage kamen, werden wegfallen. Vom Radiologen bis zu bestimmten Anwaltstätigkeiten – die Technologie wird große Teile der Berufswelt verändern und auch neue Jobs entstehen lassen. Eine neue industrielle Revolution.
Ganz besonders wird es die Generation Alpha gewohnt sein, Services zu nutzen, die genau auf sie zugeschnitten sind. Das Recruiting wird sich dieser Anforderung zunehmend anpassen: Durch Big Data bzw. Smart Data. Je selbstverständlicher digitale Produkte genutzt werden, desto mehr (personenbezogene-) Daten werden preisgegeben. Das wird es Arbeitnehmern und Arbeitgebern erleichtern, gemeinsame Bedürfnisse kennenzulernen. Diese werden letztlich darüber entscheiden, ob ein Kontakt zustande kommen wird. Die klassische Bewerbungsmappe wird für die Generation Alpha ein Relikt vergangener Tage sein.
Die Eltern der Generation Alpha gehören zur Generation Y, die selbst digital versiert sind und ursprünglich digital natives 1.0 genannt wurden. Sie werden von Beginn an darauf achten, den Kindern das nötige Handwerkszeug für die digitale Welt mitzugeben. Deshalb wird sich die Generation Alpha besser darin bewegen als die Generation Z. Sie werden schneller, versierter und auch reflektierter mit digitalen Produkten umgehen. Noch mehr wie die Generation Z wird die Generation Alpha kein Verständnis für Lebensbereiche haben, in denen Vernetzung nicht gegeben ist. In dem sie ihr Smartphone nicht nutzen können.
Die Generation Alpha wird aber auch eine Generation der Technikhörigen sein. Je mehr alle Lebensbereiche digital durchdrungen und vermessen werden, desto weniger benötigt der Mensch eine innere Stimme. Hat man gut geschlafen? Die eigene Matratze hat Schlafrhythmus und Bewegungen gemessen und an das Smartphone gesendet. Hat man sich genügend bewegt? Eine Gesundheits-App gibt an, was es zu optimieren gibt und wie viele Kalorien das Abendessen haben darf. Wohlbefinden und Befindlichkeit wird zukünftig vermehrt durch Algorithmen bewertet, nicht durch Bauchgefühle. Bekanntschaften und mögliche Partner werden in sozialen Netzwerken ebenfalls auf Basis von Wahrscheinlichkeiten vorgeschlagen. Das individuelle Zuschneiden aller digitalen Services auf den Menschen ist letztlich nur das Produkt kollektiver Datenverarbeitung – und damit vielmehr kollektivierend als individualisierend. Was künstliche Intelligenzen und deren Algorithmen vorgeben, wird für die Generation Alpha handlungsprägend sein.
Die Fähigkeit, diese Entwicklungen mit gesunder Skepsis zu betrachten und deren Funktionsweisen zu reflektieren, wird die größte Herausforderung für diese Generation. Den Mut, sich seines eigenen Verstandes in einer digitalen Welt zu bedienen, Immanuel Kants einstiger Leitspruch der Aufklärung, wird für die Generation Alpha entscheidend sein.
Wir erwarten, dass die Generation Alpha, wie auch die Generation Z, Werte wie Toleranz, Nachhaltigkeit und Diversität stärker vertreten wird. Die Vernetzung mit Gleichaltrigen in sozialen Netzwerken lassen die Welt für sie näher zusammenwachsen. Religiöse und sexuelle Freiheit werden für sie vollkommen normal sein – genau wie Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit.
Wird sich diese Generation auch politisch für Nachhaltigkeit einsetzen? Wird Sie die digitalen Dienstleistungen der Modernen unhinterfragt annehmen? Wie wird diese Generation auf eine sich schnell verändernde Arbeitswelt reagieren? Für einige Aspekte gibt es schon Hinweise, andere sind noch nicht absehbar. Was wir jedoch wissen: Der Unterschied zwischen den Lebenswelten der Generation Alpha, Generation Y und X wird beachtlich.
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