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Wie spreche ich mit meinen Kindern über den Krieg in der Ukraine?

Aktualisiert: 1. Apr. 2022

von Rüdiger Maas


Kinder bekommen in der Regel mit, wenn etwas passiert. Viele Studien belegen, dass Kinder von sehr schlimmen Ereignissen oft Bescheid wissen, wie etwa den aktuellen Krieg in der Ukraine, sei es durch einen beiläufigen Fernsehbeitrag, einen Radiobericht, oder Beiträge über Social Media. Allerdings haben (je nach Alter) Kinder nur sogenannte Wissenshügel, also in der Regel ein partielles Wissen ohne fundierte Hintergründe bzw. Grundwissen (wie zu oft leider auch Erwachsene) und können deshalb die Geschehnisse nicht richtig zu- bzw. einordnen.


Das bedeutet, Kinder sehen Interviews des Kriegsgeschehens in der Ukraine, Familien, die mit all ihrem Hab und Gut in U-Bahn-Schächten in Kiew sitzen und unter unwirklichen Bedingungen leben müssen. Im Interview weinen die Betroffenen, man sieht weinende Eltern und eben auch weinende Kinder. Wir sind emotional schwer berührt und fühlen uns ebenfalls schlecht bei diesen Bildern. All das bekommen auch unsere Kinder mit. Nur können sie es nicht richtig einschätzen oder sich von solchen Bildern distanzieren. Sie träumen davon oder spüren selbst Angst.


Hier sind nun wir Eltern gefragt. Wir müssen unseren Kinder Hoffnung geben. Wir sollten nichts verschweigen, aber die Informationen kindgerecht filtern und anpassen. Wir können die Situation bei kleinen Kindern aus ihrer Lebenswirklichkeit beschreiben:


„Selina hat Dir am Spielzeugtag Deine Puppe weggenommen. Du willst sie wiederhaben, aber Selina weigert sich. Du gehst zur Erzieherin, sie redet mit Selina, aber sie weigert sich immer noch. Nun folgen sogenannte Sanktionen, das bedeutet, dass Selina nun solange nicht in die Puppenecke oder mitspielen darf, solange sie die Puppe nicht zurückgibt. Niemand kann ihr die Puppe einfach aus der Hand reißen, da sonst ggf. die Puppe kaputt gehen könnte. Nun sprechen alle Menschen, die helfen können mit Selina, um sie zu bewegen, Dir die Puppe wiederzugeben. Das passiert gerade zwischen zwei benachbarten Ländern. Nur wenn Erwachsene sich streiten ist es oft viel intensiver und länger als bei Kindern…“


Wichtig dabei ist, wenn möglich, die Namen Russland, Putin, Ukraine wegzulassen, da wir sonst womöglich Stereotypen bei unseren Kindern aufbauen, die sich verfestigen könnten.


Zudem sollten wir, wenn möglich sachlich bleiben und keine Spekulationen hinzufügen.


Ab etwa 10 Jahren, also ab der 5. Klasse, sind Kinder in der Regel in der Lage, TV-/Radio-Nachrichten einigermaßen einzuordnen. Denn auch hier gilt, was Kinder nicht ein- bzw. zuordnen können, kann ihnen Angst machen.


Unsere Aufgabe als Eltern ist es, den Kindern Mut zu machen und ihnen Hoffnung zu geben. Dabei spielt das Verhalten der Eltern eine große Rolle. Sitzen wir ruhig vor den Nachrichten oder werden wir selbst panisch?


Trotz eigener Ängste und Sorgen sollten wir uns nicht mitreißen lassen und womöglich unbewusst die Ängste an unsere Kinder weitergeben.


Dabei bitte immer die dem Alter Ihres Kindes entsprechende Sprache wählen und alles soweit wie möglich (sachlich) erklären, damit die Kinder keine eigenen negativen Fantasien bzw. weitere Ängste entwickeln.


Zeigen Sie, dass die Lage nicht hoffnungslos ist, sprechen Sie mit Ihren Kindern was man machen kann. Kleine Kinder können zum Beispiel Bilder malen, oder können kleine Sachspenden geben.


Zudem sollten Sie wissen, dass wir (also auch Ihre Kinder) schlechte Nachrichten intensiver wahrnehmen als neutrale oder positive. Dieses Phänomen nennt man in der Psychologie Negativitätsverzerrung (Negativity Bias). Negative Nachrichten wirken psychisch stärker auf uns als positive oder neutrale Nachrichten, auch wenn diese in gleicher Intensität auftreten würden. Wir wollen wissen was in der Ukraine passiert, deswegen können wir schnell in den Sog von negativen Nachrichten rutschen. Sehen Sie und Ihre Kinder vornehmlich negative Nachrichten und Beiträge kann das infolge negative Auswirkungen auf Ihre Kinder aber auch auf Ihre Psyche haben.


Sie bzw. Ihre Kinder sollten im Gegenzug auch positive Beiträge ansehen. Es ist natürlich völlig in Ordnung auch in dieser Lage etwas Positives für sich und seine Kinder zu machen. Unternehmen Sie etwas Tolles und haben Sie Spaß! Das kann Ihnen und Ihren Kindern Stärke geben für die momentan negative Weltlage.


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